Streben nach Gewinn – ohne schlechtes Gewissen. Die B Corporation. (Teil 1)

Willkommen im ersten Teil meines zweiteiligen Artikels über die B Corporation. Hier erfahrt ihr mehr darüber, was die B Corporation ist und welche Motivation Unternehmen haben, um sich diesem Netzwerk anzuschließen.

Zum Teil 2: Ablauf der Zertifizierung und Fazit

Sie ist angetreten, um der Welt zu zeigen, dass Profitorientierung und Sinnhaftigkeit in Einklang gebracht werden können: Die B Corporation-Bewegung. Wer dazugehören will, muss hohe Standards erfüllen. Und darf sich danach zu einem globalen Netzwerk zählen, das Geschäftserfolg neu definiert.

Bild mit dem Logo der B Corporation

A global economy that uses business as a force for good das und nicht weniger ist die Vision von B Lab, der gemeinnützigen Organisation hinter der B Corporation-Bewegung. Im Jahr 2006 in Pennsylvania gegründet, vergeben sie wohl eine der weltweit anspruchsvollsten Zertifizierungen für Unternehmen, die zwar profitorientiert arbeiten, aber gleichzeitig auch einen Beitrag für eine bessere Welt leisten wollen.

Ziel der Organisation mit mehreren Standorten weltweit ist es, den derzeitigen globalen Kulturwandel zu beschleunigen und ihn sinnvoll und nachhaltig zu gestalten. Menschen, die ihr Business als treibende Kraft einsetzen wollen, um die ökologischen und sozialen Herausforderungen der Welt zu lösen, sind die Zielgruppe.

“We are looking for a systems change to move from an outdated and failing 20th century version of capitalism, called Shareholder Capitalism, to a 21st century version of capitalism, called Stakeholder Capitalism”

Jay Coen Gilbert, einer der Gründer von B Lab

Dazu hat B Lab eine globale Bewegung ins Leben gerufen, der sich Unternehmen anschließen können, indem sie sich als B Corporation (kurz: B Corp) zertifizieren lassen. Aktuell gibt es über 3.000 B Corps in mehr als 50 Ländern, darunter bekannte Namen wie Danone Waters Germany, Sympatex und den renommierten Hersteller von Outdoor-Bekleidung Patagonia.

Dass sich über 500 B Corps anlässlich der UN Klima-Konferenz im Dezember 2019 offiziell dazu verpflichtet haben, bis zum Jahr 2030 CO2-neutral zu wirtschaften, also 20 Jahre früher als es das Pariser Abkommen vorsieht, zeigt dass die Bewegung es mit ihrem anspruchsvollen Ziel durchaus ernst meint.

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Was motiviert Unternehmen dazu, eine B Corp zu werden?

Die Beweggründe, sich als B Corp zertifizieren zu lassen, sind sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen wollen damit ihre Mitarbeiterbindung stärken oder ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Dass sie nicht mehr nach gut qualifizierten Arbeitskräften suchen müsste, sondern sie jetzt zu ihr kämen, wird zum Beispiel Tiffany Jana von TMI Consulting auf der B Corporation Webseite zitiert. Andere Firmen versuchen, durch die Zertifizierung Investoren anzusprechen, die zu der eigenen nachhaltigen Denkweise passen. Und wieder andere möchten sie nutzen, um ihr Unternehmen möglichst gut kennenzulernen und beispielsweise verstehen, was die operativen Kosten ihrer einzelnen Bereiche sind. 

Der Hauptgrund ist jedoch häufig ein anderer: „Das Zertifikat war für uns von vornherein nebensächlich. Unser primäres Ziel war es, Kontakte zu Unternehmen aufzubauen, die unser Mindset teilen. Tanzen macht eben nur in der Gruppe Spaß!“ sagt Fabian Schlatter vom Unternehmen User Centered Strategy aus Nürnberg. Seine Firma unterstützte den Veranstalter des Nürnberg Digital Festival dabei, eine B Corporation zu werden. 

Für die meisten B Corps spielt das Erlangen des Zertifikats tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. „Teil einer globalen Bewegung zu sein steht dabei viel mehr im Fokus“, sagt Janneke Wagner, Community Managerin bei B Lab. Vielen B Corps ginge es eher darum, Pioniere zu sein und mit der Idee eines Wirtschaftens zu experimentieren, das das traditionelle Paradigma des Shareholder Value-Ansatzes hinterfragt.

Dieser Punkt war für das Team von Fabian Schlatter ausschlaggebend, sich der Bewegung anzuschließen. Um sich über B Lab und den Zertifizierungsprozess zu informieren, sind er und einige seiner Kollegen zum jährlich stattfindenden B Corp Summit in Amsterdam gefahren. „Durch den Austausch mit den anderen Teilnehmern haben wir ziemlich bald gemerkt, dass wir in vielen Sachen ähnlich denken. Unser Entschluss war somit schnell gefasst: Wir wollten auch dazu gehören!“

B Corps-Verteilung nach Branchen

Eine Pilotfunktion für nachhaltiges Wirtschaften möchte auch die PNZ-Produkte GmbH übernehmen. Der Hersteller ökologischer Holzveredelungsprodukte ist seit November 2019 eine B Corporation und hat bereits im Vorfeld Erfahrung mit Nachhaltigkeits-Zertifizierungen sammeln können: Die Firma ist Mitglied bei UN Global Compact, sowie ISO-9001– und ISO-14001-zertifiziert. Zu den Beweggründen seines Unternehmens sagt Marcel Pietsch, der CEO von PNZ: „Wir sind seit vielen Jahren bestrebt, hinsichtlich unserer Produkte, unserer Produktion und Value Chain ein nachhaltiges, umweltfreundliches Unternehmen zu sein. Wir haben einige mögliche Zertifizierungen angeschaut und die meisten decken entweder nur einen kleinen Teil der Nachhaltigkeit ab oder sind sogar bisweilen mehr oder weniger Feigenblätter. B Corporation ist unserer Meinung nach die umfassendste und gründlichste Zertifizierung .“ 

Diese Prädikate scheint die Zertifizierung zu Recht zu verdienen, weil sie nicht nur ein einzelnes Produkt, sondern die soziale und ökologische Performance des gesamten Unternehmens berücksichtigt. Die Bewertung misst die positiven Auswirkungen in Bereichen der Unternehmensführung, der Arbeitnehmer, der Gesellschaft, der Umwelt sowie der Produkte oder der Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet.

Das macht das Erlangen des Zertifikats einer B Corporation nicht unbedingt einfach, und das ist auch durchaus so gewollt. Von allen Unternehmen, die sich für die Zertifizierung anmelden, schaffen es letzten Endes nur 40%. Janneke Wagner sagt dazu: „If you are not fully committed to the values and aspirations of the B Corp movement, you are not going to make it.“ Das B Corp-Zertifikat soll Unternehmen repräsentieren, die eine führende Rolle und somit eine Vorbildfunktion für andere einnehmen wollen. 

Im zweiten Teil erfahrt ihr, wie die Zertifizierung abläuft, welche Erfahrungen die PNZ GmbH und das Team vom Nürnberg Digital Festival damit hatten und was mein Fazit zur B Corporation ist. Zum zweiten Teil

1 Kommentar zu „Streben nach Gewinn – ohne schlechtes Gewissen. Die B Corporation. (Teil 1)“

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